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Neben dem heute kaum sichtbaren neogotischen Beiwerk (Rundbogenfries), ein Ausweis des Zeitgeistes, lässt die Grundform des Gebäudes eine Inspiration Buttels durch italienische Villen der
Hochrenaissance erahnen. Die genauen Vorbilder wird vielleicht die zukünftige Architekturforschung aufzeigen können. Die Bauherren von Heyden-Linden hatten ein Gebäude in Auftrag gegeben, das, wie die villa rustica
der Antike, das Zentrum des landwirtschaftlichen Betriebes bildet, dessen Architektur sich jedoch an die der Renaissancevillen anlehnte. Diese diente, der ökonomisch determinierten Funktion entkleidet, einem Kultur-
und Kunstgenuss verpflichteten Lebensstil auf dem ruhigen Lande vor den Toren der Stadt, der die inspirierende Ausstrahlung der ländlichen Idylle zu nutzen verstand. Etwas davon reflektiert auch der gebräuchliche
Beiname suburbana.
Das Herrenhaus in Liepen ist heute seiner ursprünglich wichtigsten, der ökonomischen Funktion enthoben. Die lichtvollen Räume im Erdgeschoss sollen zukünftig Ausstellungen Raum geben und
der offene Park zum Verweilen einladen. Mit dieser neuen Aufgabe als Heimstatt für die Kunst vermag sich dieses Gebäude in eine Richtung zu öffnen, die für seine architektonischen Vorbilder ausschlaggebend war. Ein
heiteres, einladendes vorstädtisches Refugium. Ort der Begegnung, der Entspannung und der Inspiration.
Wir hoffen, dass die Wandlung von der villa rustica zur villa suburbana gelingt und das Herrenhaus, eingebettet in den offenen Landschaftspark, heute und morgen Ort und Raum ist für mehr als
nur flüchtige Begegnungen mit Objekten der Kunst.
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